Geschichten, die das Leben schreibt:
Was glaubst du, lässt sich aus deinem Projekt ins Leben übertragen und andersherum?
Heute teile ich zwei Erlebnisse, die schön zeigen, wie viel wir doch aus dem Leben für Projekte lernen können.
In meinen Projektmanagement-Trainings zeige ich immer wieder auf, wie nützlich das neue Wissen auch für andere Lebensbereiche ist. Insbesondere, um die Bedeutung des Gelernten zu unterstreichen und die intrinsische Motivation fürs Umsetzen nach dem Training zu steigern.
Doch wie sieht es andersherum aus? Wie lassen sich deine Life-Lessons auch ins Projekt übertragen?
Hier zwei Geschichten, die mein Leben diese Woche geschrieben hat, und die mir ganz klare Signale an meine Projekte senden.
1. Geschichte
Meine Frau, mein Sohn und ich sind im Badezimmer. Mitten in unserer Abendroutine. Mein Sohn tanzt buchstäblich auf dem Badewannenrand herum. Mit 3,5 Jahren ein großer Spaß. Nicht dass wir baden würden. Es ist für ihn nur ein ausgesprochen attraktiver Spielplatz. Doch schwer mit anzuschauen für seine Eltern.
Die drohende Platzwunde schreit uns förmlich vor dem inneren Auge an. Also sagt meine Frau: „Ich hebe dich jetzt auf den Wickeltisch.“ Die Antwort folgt prompt: Lautstarker Protest! Gemischt mit Verzweiflung! Gemischt mit Ärger! Gemischt mit Trotz! Gemischt mit körperlicher Rebellion aller Gliedmaßen gleichzeitig! Ein Raketenstart ist unspektakulär im Vergleich.
Dann sagt meine Frau: „Ich will doch nur deine Füße eincremen.“ Plötzliche Stille. Dann sagt unser Sohn: „Dazu kann ich mich doch auch auf die Couch setzen.“ „Stimmt!“, gibt meine Frau zurück. Situation gelöst.
Doch was war hier gerade unter der Oberfläche passiert?
Unser Sohn dachte bei ,Wickeltisch' an Popo-Putzen. Er trägt aber keine Windel mehr (was ihn sehr stolz macht) und war auch vorher nicht auf der Toilette. Warum er auf den Wickeltisch sollte, erschloss sich ihm nicht. Und einfach fremdbestimmt „herumgeschubst“ werden, das macht ein 3,5-Jähriger nicht mehr mit. Der will alles selber machen.
Dann hat er plötzlich verstanden, was die Mama wirklich beabsichtigt: Füße eincremen. Dann Socke an. Damit er dann nicht ausrutscht auf dem glatten Boden. Routine. So kennt er es.
Und sofort kooperierte er. Konnte mitdenken, sich einbringen, mitentscheiden, wie das Ziel erreicht wird, Einfluss nehmen. Sodass es auch seinen Vorstellungen entspricht, wie wir zum Ziel kommen.
1. Learning: Du erkennst, was sich da aufs Projekt übertragen lässt?
Klarheit in Absicht und Zielsetzung ist erfolgsentscheidend!
Wenn deinem Team das Ziel nicht klar ist und du dann mit Mikromanagement ankommst – i. S. v. „Mach dies! Mach jenes!“ Und das nicht zu den Vorstellungen und Arbeitsweisen der Mannschaft passt, bekommst du das zu spüren. In Form von Gegenwind! Widerrede! Protest! Abwehr!
Drehen wir es um: Es ist so viel leichter, wenn du in einem Satz Absicht und Zielsetzung klar herausstellst. So können sich alle selbständig einklinken und mitbestimmen, wo es lang geht.
2. Learning: Kooperation braucht Verbindung.
(Disclaimer: Das klappt nicht immer! Es braucht ein wichtiges Pre-Requisit.)
Dir ist sicher aufgefallen, dass der Ärger und Frust meines Sohns so schnell ging, wie er gekommen war. Warum hat er nicht mit dem Protest direkt auch auf Durchzug geschaltet?
Ganz einfach. Weil meine Frau ihm stets sehr viel Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Zuwendung zuteil kommen lässt. Kurzum, die beiden haben eine starke, belastbare Verbindung, die so schnell nicht abreißt und in Konflikten als Ressource genutzt werden kann.
[Über emotionale Sicherheit kannst du in diesem Blogbeitrag mehr lesen.]
2. Geschichte
Eine ganz andere Geschichte habe ich die Woche mit meiner Schwägerin erlebt. Sie war zu Besuch.
Wir unterhalten uns gerne über Sport. Sie erzählte von ihrem coolen Outdoor Bootcamp, ich von unserem Rudergerät @home. Ganz stolz berichte ich, dass ich in den vergangenen 4 Monaten schon über 500 km gerudert bin.
Ihre Reaktion: „Und, merkst du was?“
Die Frage hat mich kurz perplex gemacht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte ein „Was? Wow! 500 km, wie krass!“ erwartet.
Doch die Frage ist genial! Und ja, tatsächlich, mir hilft das Rudern am Abend voll beim Runterkommen. Gleichzeitig gibt es mir Energie, doch noch ein paar Dinge zu anzupacken, statt nur noch zu Abend zu essen und erschöpft ins Bett zu plumpsen. Ich nenne die Zeit am Abend „Time to grow“. Das gab es vorher nicht in der Form und tut unheimlich gut.
3. Learning: Was lernst du aus der affektiven Reaktion meiner Schwägerin?
Effekt > Ergebnis
Der Effekt (was es mit dir/uns/deinem Kunden macht) ist für uns viel relevanter als das bloße Ergebnis (500 km gerudert).
Was nützen dir tolle Ergebnisse, wenn sie zu nix führen und nix beitragen? Was zählt, ist die Wirkung, also das, was bleibt! Entscheidend ist, ob etwas dadurch besser geworden ist, dass es jetzt dieses und jenes Ergebnis gibt. Wenn das Ziel erreicht wurde UND es etwas bewirkt hat.
Nicht zuletzt deshalb heißt es in Projekten „Do the right things first. Then do the things right.“
Und jetzt bist du dran: Achte mal drauf, was dir dein Leben fürs Projekt mitgibt. Viel Freude bei der Entdeckungsreise mit dem neuen Blickwinkel.
Wenn dir diese Form der Herangehensweise für ein Projektmanagement-Training gefällt, bist du in meinen Trainings und Sparrings genau richtig. Und ich würde mich freuen, auf diese Art und Weise mit dir zusammenzuarbeiten.
Im Bootcamp etwas für Projekte und Leben lernen.