Vier Handlungsmöglichkeiten nach Riemann: Selbstführung im Projektmanagement

„Grundformen der Angst“ 

Vier Handlungsmöglichkeiten für mehr Klarheit im Projektalltag

Wenn es ein Buch gibt, das ich jedem empfehlen würde zu lesen, dann ist es Fritz Riemanns Grundformen der Angst.

Schrecklicher Titel. Depressives Cover. Doch toll geschrieben, unfassbar reich an Wow-Momenten und Grundkenntnissen der Persönlichkeitspsychologie.

Was ich u. a. daraus mitgenommen habe:

👉 Die vier Handlungsmöglichkeiten, die du in jeder Situation hast.
Eine Lektion, die auch für den Projektalltag Gold wert ist.

[4 Minuten Lesezeit]

Speed of Learning = Productivity: Warum Unwissen dein Projekt ausbremst

Kennst du Situationen, in denen du unschlüssig bist, was genau jetzt zu tun ist?


Mitunter gibt es sogar gefühlte 1.000 Möglichkeiten. Wie soll man sich da entscheiden? Sicher sein? Weiter vorangehen und nicht ins Stocken geraten?


Eigentlich ist es gar nicht so schwer, Klarheit zu erlangen und eine Richtung zu wählen.


Sagt zumindest Fritz Riemann, und stellt in seinem Buch Grundformen der Angst vier Handlungsmöglichkeiten vor, die du immer hast.

Ein Klassiker der Persönlichkeitspsychologie

Auf das Buch Grundformen der Angst bin auch ich nicht von allein gekommen. Den Tipp erhielt ich vor über 10 Jahren von einer sehr erfahrenen Psychotherapeutin – auf meine Frage hin.


Die Highlights aus dem Buch (das weit über 1 Million Mal verkauft wurde) für mich:


  • Die vielen Beispiele aus der therapeutischen Praxis von Fritz Riemann, die sich anschaulicher nicht lesen könnten.
  • Entweder habe ich mich darin wieder erkannt, oder Personen in meiner näheren Umgebung.
  • Was mir geholfen hat, mich selbst, was mich geprägt hat und dabei welche Spuren hinterlassen hat, zu verstehen.
  • Was mir gefühlt zum erstem Mal im Leben wirklich ermöglicht hat, nachzuvollziehen, wieso andere Menschen so anders ticken können als ich.
  • Wovon dann mein Verständnis und meine Toleranz für andere sowas von profitiert haben.
  • Was meine Nerven seither deutlich schont und so viel mehr Ruhe in mein Leben und auch den Arbeitsalltag bringt.
💡 Tipp: Lies das Buch gemeinsam mit jemandem. Meine Frau und ich haben uns die Kapitel gegenseitig vorgelesen – es war eine echte Bereicherung.

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Die vier Handlungsmöglichkeiten – und was sie dir bringen

1. Mich erkennend distanzieren.

Du ziehst dich also raus. Sagst „Nein, ohne mich!“ Ziehst für dich eine Grenze und schaffst Distanz. Was auch emotional für den Disconnect total wichtig sein kann.

Denn das Schlimmste, was zumindest mein Hirn gerne mal macht ist, dass mich meine Gedanken völlig vereinnahmen, ja sogar okkupieren. Also regelrecht belagern. Ich bin dann völlig unerreichbar von außen und undurchlässig von innen. Verharre. Erstarre. Werde zum Zombie. Höre anderen gar nicht mehr richtig zu. Kann an nix anderes mehr denken. Komme in Gedanken nur leider auch keinen Schritt vorwärts. Gehe wie ferngesteuert durch den Tag. Stumpf und irgendwie verloren.

Dann hilft das erkennende Distanzieren. Wegschieben. Schlussstrich. Den nächsten Gedanken zulassen. Aus Selbstschutz. Denn so führt das ja auch zu nix.


2. Mich liebend damit identifizieren.

Zugegeben, das ist total leicht. Klappt nur in einer Welt voller Herausforderungen und Probleme selten. Insbesondere in der Arbeit. Da ist kaum ein Gedanke ferner, als an von Liebe für diesen Haufen Sch* und nervige Stakeholder. Das erscheint alles sinnbefreit und oft so unnötig.

Doch der neuste Spruch mit Lippenstift an meinem Badspiegel ist „every problem is a gift“. Das ist mein Vehikel, um meine Haltung zur Handlung zu machen. Denn ich plädiere ja stets für ein Wachsen an Herausforderungen. Und ein Annehmen von unbequemen Wahrheiten, um wirklich fundamentales zu lernen, zu verstehen, zu ändern.

Das agile Manifest sagt dazu „welcome change“. Ist rational betrachtet, mit Learning und Growth Mindset ausgestattet, als selbstverständlich durch und durch reflektierter, aufgeklärter Mensch und von außen mit Ruhe und Abstand betrachtet, total nachvollziehbar. Steckst du jedoch mittendrinnen, sieht die Welt ganz schnell anders aus.

Und zumindest ich will dann jemand sein, der lächelt und sagt „war ja klar, komm her, lass dich umarmen. Das, was da jetzt rauskommt wird großartig“.


3. Es als Regel anerkennen.

Was uns direkt zur Akzeptanz führt. Manche Dinge sind alternativlos, unumgänglich, vorprogrammiert, vorauszusehen, mussten ja so kommen. Dann ist es auch okay Dinge einfach zu lassen, wie sie sind und sein weiteres Handeln daran auszurichten.

Ohne hard feelings, ganz nüchtern. Weil eh nix dran zu ändern ist. Dann braucht es auch die Reibung nicht. Oder das Lamentieren. Oder immer wieder Weichspülen, Drauf-rum-kauen und Wieder-zum-Thema-machen.

Dann nützt es Ding als Gegebenheiten, oder im Projektsprech ‚Restriktionen und Limitationen‘ hinzunehmen. Nicht leicht für Perfektionisten, weil ja nicht mal das Optimum erreicht wird, während man doch eigentlich das Maximum im Kopf hatte. Doch dem Realitätscheck zeigt eben immer wieder, dass sich manche Dinge nie ändern und reines Wunschdenken bleiben.


4. Es meinen Wünschen entsprechend zu verändern versuchen.

An manchen Dingen jedoch lässt sich sehr wohl etwas ändern. Nicht immer liegt es in unserer Hand. Dann müssen wir Abstimmungsschleifen drehen, Lobbying betreiben, Überzeugungsarbeit leisten, Einfluss nehmen, ab und an auch politische Spielchen mitspielen und Ränken schmieden, Optionen entwickeln, Alternativen aufzeigen, Benchmarks bemühen, unbequem auf Ideale beharren und die Grenzen dessen, was möglich scheint, verschieben.

Doch wenn du spürst, dafür lohnt es sich zu kämpfen, dann wirst du das alles auf dich nehmen und es gar als erfüllend erleben. Dann gibt dir das sogar Energie und Antrieb. Dann beflügelt das dich und andere. Und wirklich Großes von Bedeutung ist möglich.

Was bringt das für deine Arbeit in Projekten?

Die vier Handlungsmöglichkeiten sind wie ein mentales Navigationssystem für komplexe Situationen in der Zusammenarbeit:

  • Sie helfen dir, emotional klarer zu sehen.
  • Sie geben dir eine Sprache für das, was du fühlst.
  • Sie machen Handlungsoptionen sichtbar, wo vorher nur ein Knoten war.
Und sie stärken deine Selbstführung – ein Muss für gute Projektleitung.

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Q&A: Häufige Fragen zur Anwendung im Projektmanagement

Was hat das mit Projektmanagement zu tun?
Sehr viel. Projekte sind von Unsicherheiten geprägt. Wer besser mit inneren Widersprüchen umgehen kann, trifft schneller Entscheidungen.


Wie nutze ich die vier Möglichkeiten im Team?
Zum Beispiel als Check-in-Frage im Weekly: „Was wäre heute eine Möglichkeit, wie du mit deinem Thema umgehen kannst? Distanzieren, annehmen, akzeptieren, verändern?“


Kann ich das auch im Change Management nutzen?
Unbedingt. Veränderung geht oft mit innerem Widerstand einher. Die vier Perspektiven helfen, mit diesen Spannungen umzugehen – konstruktiv und reflektiert.

Und damit wünsche ich dir die nötige Klarheit, in egal welcher Situation du gerade steckst, um dir für deine Ideale den A* aufzureißen, manche Dinge einfach als gegeben anzuerkennen, manche mit offenen Armen zu begrüßen und wieder andere einfach loszulassen.

Auf zur Brillanz!

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