Psychologische Sicherheit war gestern: Emotionale Sicherheit ist, wo alles beginnt

11 Wege, um Emotionale Sicherheit zu steigern inkl. Abgrenzung Emotionale vs. Psychologische Sicherheit

Das Buzzword Psychologische Sicherheit ist im Trend. Doch ich finde, wir unterhalten uns zu wenig über Emotionale Sicherheit. Dieser Beitrag ist ein Anfang.

Über die grundsätzliche Bedeutung emotionaler Sicherheit

Als du noch ein Kind warst, worauf kam es da an?

Du warst abhängig von anderen. Deinen Eltern, nahen Verwandten, Erzieher:innen im Kindergarten, Lehrer in der Schule. Kurz: Bezugspersonen deiner näheren Umgebung.

Was hast du von diesen Bezugspersonen gebraucht?

Zuwendung und das Gefühl dich geborgen (also sicher und richtig wo und wie du bist) zu fühlen.

Wie Nahrung deinem körperlichen Wohlbefinden dient, dient Geborgenheit und Zuwendung deinem psychischen Wohlbefinden.

Ist beides gewährleistet, sind Kinder motiviert zu lernen, können ihre Fähigkeiten entwicklungsgerecht entfalten und sich neue Fähigkeiten aneignen. Als Kind ging es da bspw. um Dinge wie Lesen, Schreiben, etc.


Weil:

  • Dann fühlst du dich als Kind nicht alleingelassen.
  • Dann hast du als Kind stets Zugang zu einer vertrauten Person.
  • Dann bekommst du Sicherheit und Nähe, wenn du sie brauchst.
  • Dann bist du neugierig, spielst, lernst, machst neue Erfahrungen.


Nun der Twist:

Die Bedeutung emotionaler Sicherheit im Projektalltag

Bis du als Projektleiter:in auch abhängig von anderen? Und ob!


Geht es in deinen Projekten auch darum, dazuzulernen? Oh ja!

Willst du, dass dein Team sein Potenzial entfalten kann? Sicher!


Lass also über Emotionale Sicherheit und die Bedeutung von Zuwendung und Geborgenheit im Job und speziell in der Projektarbeit sprechen.


Was du ja schaffen willst, ist:


  1. Dass sich du und deine Teammitglieder in ihrem Job/Projekt richtig aufgehoben fühlen. Oder wie es ein Kunde mal zum Ausdruck brachte: Du dich nicht wie ein Alien in der Organisation fühlst. Selbst die Beziehungen zueinander im Org-Chart bekommen da symbolische.

  2. Dass die Arbeitsumgebung ein sicherer Ort ist, an dem dir nichts passieren kann. Du also bspw. von deinen Stakeholdern nicht abgelehnt oder verurteilt wirst, weil du bist wer/wie du bist.

  3. Dass euch euer Arbeitsumfeld, die Beteiligten, wohlgesinnt sind. Und es nicht immer wieder zu gezielten Grenzverletzungen oder emotionaler Erpressung kommt.

  4. Dass du und dein Team Unterstützung erhalten, wenn ihr sie braucht. Und dich der Rest der Organisation nicht am langen Arm verhungern lässt. Wie es sogar mal ein GF über seine eigene Projektmanager-Mannschaft gesagt hat.

In vielen Büchern über die Erziehung von Kindern, woraus auch diese Inspiration stammt, wird Zuwendung und Geborgenheit in der Beziehung zu Bezugspersonen (also emotionale Sicherheit) in den ersten Lebensjahren der Kinder eine große Bedeutung beigemessen. Auch im Schulalter und beim Erwachsenwerden ist sie für das eigene Wohl unentbehrlich. Für ein gesundes Bindungsverhalten und eine gesunde Entwicklung ist emotionale Sicherheit sogar ein Grundbedürfnis.

Emotionale Sicherheit ist für deine Weiterentwicklung hochrelevant

Hören wir als Erwachsene dann auf, uns zu entwickeln?

Werden Bindungen, also Beziehungen, irrelevant?

Ist dein eigenes Wohlbefinden auch ohne Nähe und Sicherheit gewährleistet?

Nein!

Nun erzieht man keine Erwachsenen. Das sagt der Dalai Lama und ich finde das richtig und wichtig. Weshalb wir wohl auch nicht mehr in Erziehungsratgeber reinlesen, bevor wir eigene Kinder bekommen. Doch dann sollten wir eigentlich erkennen.

Emotionale Sicherheit ist auch für uns Erwachsenen hochrelevant. Gerade im Job.

Was kannst du also tun, um ein emotionales Sicherheitsgefühl herzustellen?

Emotionale Sicherheit herstellen: 10 mögliche Wege

  1. Natürlich muss Punkt 1 sein, dass du in belastbare Beziehungen investierst. Dafür kennst du mich jetzt zu lange, zu gut.

    Doch wie?

  2. Wie im wahren Leben auch: Wenn du dich freust deinen Kollegen oder deine Kollegin zu sehen, zeig es ihnen. Es geht schließlich um Zuwendung. Ein Lächeln, ein Handschlag, eine Umarmung ... sowas fühlt sich an, als wäre man willkommen.

    It's so easy, right?

  3. Einen besseren Umgang mit Emotionen lernen, statt sie aus falscher Bequemlichkeit einfach rauszuhalten. Was machst du, wenn Leute vor dir in Tränen ausbrechen? Was wenn sie schreien? Was wenn sie in Passivität verharren? Oder gar über Ängste sprechen?

    An der Stelle sehe ich besonders viel Aufholbedarf. Und werde mal konkret, damit das mit der Umsetzung auch klappt.

  4. Bspw. kannst du Methoden wählen, die nicht nur kognitive Ebene, sondern auch emotionale Ebene ansprechen.

  5. Bspw. die Arbeit mit der Affektbilanz, oder Schlüsselerfolgen, oder Retrospektiven oder Kaffeegespräche. Ich habe ein paar Podcastepisoden verlinkt.

  6. Mit Spike Stories statt nur Unser Stories arbeiten, weil die offene Fragen und ungelöste Spannungen adressieren.

    Das klappt natürlich alles viel besser, wenn ...

  7. Du selbst zugänglich bist für deine eigenen Emotionen und für die deiner Teammitglieder. Mit all den dahinterstehenden Bedürfnissen und Interessen.

  8. Ein Interesse an der Person statt nur den Arbeitsergebnissen, die du an sie delegiert hast, ist da sicher sehr hilfreich.

  9. Sprecht über Grenzen, denn nicht alle haben ein gleich groß ausgeprägtes Bedürfnis nach Zuwendung und Geborgenheit.

  10. Auch im Konfliktfall zugewandt bleiben, nicht urteilen oder dich gar in der Abwertung abwenden. Im Job sind es meist Sachkonflikte, die sich zu Beziehungskonflikten aufschaukeln. Wenn du zugewandt bleibst, erkennst du, wo Systeme und Strukturen angepasst werden müssen, damit Beziehungskonflikten der Nährboden genommen wird.

  11. Eigene Gefühle nicht ausklammern, um dich vor Emotionen (Erlebnisse/Erinnerungen, in denen du starke Gefühle erlebt hast) zu schützen. Das geht nämlich leider nicht einzeln und selektiv. Will man sich von einem Gefühl trennen, folgen unweigerlich alle anderen. Darunter leidet die Beziehungsfähigkeit extrem oder wird sehr einseitig.

Die Qualität und emotionale Sicherheit in Beziehungen steigern

Die Liste ist sicher nicht ausgeschöpft, doch genug für den Moment. Dir wünsche ich damit Respekt, Demut, Empathie und Mitgefühl auf all deinen Beziehungswegen im Projekt. Mögen sie deren Qualität und gefühlte emotionale Sicherheit steigern.

Zur Abgrenzung


Emotionale Sicherheit legt den Fokus auf Beziehungen, Psychologische Sicherheit auf die Freiheit Gedanken, Ideen und Bedenken auszudrücken, ohne Angst vor negativen Konsequenzen, insbesondere Bestrafung und Zurückweisung. Emotionale Sicherheit wird damit eine Art Standbein der Basis für Psychologische Sicherheit. Denn emotional sichere Beziehungen fördern das Sicherheitsgefühl, sich zu öffnen, ehrlich zu sein, seine Meinung zu äußern und auch mal Risiken einzugehen, dass etwas nicht beim ersten Mal klappt.

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