Trainings für Mitarbeitende alleine reichen nicht

Wie es Organisationen gelingt, das nächste Level im Projektmanagement und in abteilungsübergreifender Zusammenarbeit zu erreichen.

Das nächste Level erreichen: Trainings für Mitarbeitende alleine reichen nicht

Der Vergleich von Trainings im Business ist ja oft der mit Sportler:innen. Nehmen wir die gute Vera Birkenbihl, zu der ja viele von uns Business-Trainer:innen aufschauen.

Sie benutzte zum Beispiel gerne Tennis als Metapher und sagte:

Boris Becker war sicher nicht so erfolgreich, weil er so viele Turniere gespielt hat. Sondern, weil er sich intensiv auf diese Turniere vorbereitet hat. Weil er dafür kontinuierlich trainiert hat. Weil das Training einen Safe Space bietet, der Fehler erlaubt, die im Turnier den Sieg kosten würden.

Was sie damit vor allem sagen will:

Einfach nur die tägliche Arbeit machen, bspw. Projekte wuppen, das reicht nicht.
 
Denn der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie wir ergänzend zur regulären Arbeit unsere Skills und Fertigkeiten gezielt trainieren und somit bewusst weiterentwickeln.

Ich gehe weiter und sage: Selbst das reicht nicht – Trainings alleine sind nicht die Lösung! Insbesondere nicht, wenn wir das nächste Level erreichen wollen.

Wir sehen hier mal davon ab, dass Training im Business heute in den meisten Fällen immer noch bedeutet, wir schicken Personen und Teams einmalig zu Seminaren und Kursen. Und akzeptieren, dass kontinuierliches Trainieren tatsächlich größtenteils on-the-Job stattfindet. Okay.

Doch Fakt ist, dass die Unternehmen ja noch viel mehr als bloß gut ausgebildete Mitarbeitende wollen.

Die Unternehmen wollen das nächste Level erreichen. Also dass bspw. ihre Projektleitenden und Teams in ihren Rollen so weit über sich hinauswachsen, dass sie den Herausforderungen von heute und morgen gewachsen sind. Dass sie vor die Welle kommen. Dass sie den Ton angeben. Dass sie neue Kund:innen gewinnen. Dass sie neue, große Aufträge an Land ziehen. Dass sie den Wettbewerb damit ausstechen und ganz neue Höhen erreichen.

Doch wie gelingt solch ein Wachstum und solch eine Professionalisierung im laufenden Geschäft? Wie geht das „gesund“ Hand in Hand?

Und damit zurück zum Tennis. Der Vergleich mit Boris Becker hinkt leider ein wenig. Denn das ist Einzelsport. Arbeiten im Unternehmen heißt jedoch Teamwork. Wir müssen also eher auf den Mannschaftssport schauen. Und da werden ein paar Dinge ganz schnell offensichtlich:

  •  Was passiert, wenn wir bspw. nur die Projektleitenden, also Einzelpersonen ins Trainingslager schicken? Das ist nett. Doch welchen Effekt hat das für das gesamte Team? Nahe null. Schlimmer noch. Wir laufen Gefahr, dass die Person zwar einzeln auf dem Platz unglaublich gut ist, doch zurück in der Mannschaft dieses Potenzial gar nicht abgerufen werden kann. Weil die anderen gar nicht auf dem gleichen Niveau spielen. Weil das Zusammenspiel nicht im gleichen Maß trainiert wurde. Weil das eigentliche Spiel nicht nur aus Freistößen und Elfmetern besteht, wo es tatsächlich auf individuelle Klasse ankommt.
  • Also schicken wir selbstverständlich das gesamte Team ins Trainingslager. Also zumindest im Sport. In Unternehmen sehe ich das eher selten. Doch nehmen wir mal an, so wird es auch dort gemacht. Dann kann sich zumindest mal die gesamte Mannschaft gemeinsam weiterentwickeln. Diese Entwicklung geht natürlich deutlich langsamer vonstatten. Deshalb bleibt es auch nicht beim Trainingslager, sondern jede Woche wird mehrfach trainiert. Vor den Spielen, zwischen den Spielen, nach den Spielen.

Erfolgreiche Teams sind erfolgreich, weil es mehr gibt als nur das Team selbst.

Denken wir den Vergleich zum Mannschaftssport weiter, wird noch mehr offensichtlich. Nehmen wir den FC Bayern München. Der besteht ja aus noch viel mehr als nur der Mannschaft.

  • Um die Mannschaft drumherum existiert ein ganzes Unternehmen. Mit Managern, Analysten und Unmengen an Personal, die operativ direkt neben und fern ab vom Platz alles am Laufen halten. Huch. Das ist ja plötzlich wie im Business. Und wir können aufhören, Vergleiche zu bemühen.
  • Und stellen fest, da ist noch mehr: Externe „Authorities“ wie bspw. Behörden, Ligafunktionäre, Sponsoren, Vereinsmitglieder, Presse usf. Und auch das ist wie im Business.

Was passiert jetzt also, wenn unsere Mannschaft fleißig trainiert, aber drumherum bleibt alles wie gehabt?

Ich benutze in der Zwischenüberschrift absichtlich das Wort aber. Nicht etwa jedoch oder doch. Und warum? Das ABER ist radikal. Es wischt alles vorher Gesagte und Getane weg. Es ist nix wert. Du kennst das, wenn jemand nach deiner Erklärung sagt „Ja, aber ...“. Das wertet alles vorher Gesagte ab. Ist unangenehm. Und damit zurück zum Team, das fleißig trainiert hat.

Unangenehm ist auch die Realität für dieses Team: Denn wenn sich das Umfeld des Teams nicht mit-verändert, kann es sich das nächste Level abschminken. So ein Team ist ja nicht autark. Im Gegenteil. Es wird maßgeblich beeinflusst von seinen direkten Schnittstellen und Abhängigkeiten zur Umgebung – nach intern wie nach extern.

Das Umfeld des Teams muss den beabsichtigten Wandel, das Wachstum mitmachen, flankieren, begleiten!

Das heißt, die Organisation als Ganzes muss sich ebenso weiterentwickeln, damit der Rahmen stimmt. Damit das Team das Gelernte auch tatsächlich zeigen kann. Damit das identifizierte Potenzial auch tatsächlich gehoben werden kann. Damit das Team und das Unternehmen den Erfolg Realität werden lassen können. Ansonsten wird das Umfeld zum neuen limitierenden Faktor und das Team muss warten, bis es die richtigen Rahmenbedingungen vorfindet, um zu brillieren.

Trainings-Maßnahmen, die das nächste Level anstreben, sind also eine Transformation. Und sollten nicht als bloßes Training betitelt werden. Dann werden Erwartungen enttäuscht.

Es bedarf also einer ernst genommenen und entsprechenden gestalteten Transformation. Neben den Trainings selbst bedarf es eines richtig gehenden Projekts.

Ein Projekt, das die Schnittstellen betrachtet, adressiert und involviert. Das die Anforderungen über den bloßen Bedarf des Teams hinaus greifbar macht und hilft, den wahren Scope zu strukturieren. Ein Projekt, das die Organisation aufeinander abstimmt in Bewegung setzt. Das nicht nur den Lernerfolg betrachtet, sondern monitort und steuert, ob der Lernerfolg zu den erwarteten Ergebnissen für das Unternehmen führt. Das nachjustiert, wenn dem nicht ist. Das eine realistische Zeitplanung für den Wandel skizziert, Überzeugungsarbeit leistet und auf die Rahmenbedingungen Einfluss nicht. Um nicht zum Rohrkrepierer zu werden.

Es ist eine Menge zu tun. Sind sich alle dessen bewusst? Auch was der wahre Invest ist, der damit einhergeht?

Change, Wandel, Veränderungen kosten immer Ressourcen. Unsere Energie, unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, oft auch Geld. Und wenn wir es falsch angehen, jede Menge Nerven.

Wenn nun Ambition und Anspruch an das Ergebnis nicht zur Investitionsbereitschaft passen, wird es eng. Dann wird wahrscheinlich für kurze Zeit ein erster, aber vergleichsweise kleiner Hub spürbar. Dessen Effekte schnell wieder verpuffen. Mit der Wirkung lässt dann auch die Motivation nach und wir sind, wo wir vorher waren.

Nachhaltiger Erfolg, der dem Anspruch, das nächste Level zu erreichen gerecht wird, hat ein System.

Ohne eine Art der übergreifenden, systematischen Transformationsbegleitung und -steuerung sinken die Erfolgsaussichten erfahrungsgemäß dramatisch. Diese muss so konzipiert sein, dass sie im laufenden Geschäft eingebettet ist.
Sonst konkurrieren Weiterentwicklung und Geldverdienen permanent auf allen Ebenen. „Wer zieht den Kürzeren?“ ist hierbei eine rhetorische Frage.

Es ist also erfolgsentscheidend, aktuelle Praxisfälle zu beleuchten und in die Trainings einzubeziehen. Neben dem Basiswissen, das es zu vermitteln gilt, also eine gezielte Vertiefung mit dem Fokus auf aktuelle Herausforderungen zu ermöglichen. Das erleichtert den Transfer ins Business und die Adaption des Gelernten auf das Tagesgeschäft erheblich. Dann ist Veränderung auch eine Selbstverständlichkeit und kein verschriebener Zwang. Weil es unmittelbar, ganz direkt, messbar und spürbar zu besseren Ergebnissen führt.

Ob das im Team oder einzeln erfolgt und welche Schlüsselpersonen zu beteiligen sind, definiert die gelebte Praxis. Das ist der Ausgangspunkt. Und wenn das gemeinsame Trainieren dann zeigt, dass Abläufe, Schnittstellen oder Arbeitsweisen verändert werden müssen, dann geschieht es im Beisein und unter Mitwirkung aller Involvierten.

Das wiederum verdeutlicht, wie wichtig eine Begleitung und Moderation der Mitarbeitenden in der Anwendung des neuen Wissens ist.

Wer nicht mitzieht, wird zum behindernden und limitierenden Faktor.

Das Spannende ist, dass damit der Blick auf die Zielgruppe bei Next-Level-Trainings viel weiter wird. Soll sich das nächste Level etablieren, braucht es Elemente und Komponenten über klassische Trainings hinaus.

Das können Workshops sein. Das können Coachings sein. Das können Sparrings sein. Das können Impulse über Events und Keynotes sein. Das können Teambuilding Events sein. Das können individuelle Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung sein. Das können Communities und Netzwerke für den gezielten Austausch sein. Und das ist insbesondere eine begleitende Programm- oder Projektsteuerung.

All das stützt und flankiert die Trainings für die Mannschaft im Kern. All das ermöglicht am Ende erst die erhoffte Wirkung und sichert den erhofften Erfolg ab.

Wann immer also künftig das nächste Level erreicht werden soll, lasst uns einen Moment innehalten und sichergehen, dass wir den wahren Scope dessen, was zu tun ist, nicht unterschätzen. Dann können wir die richtigen Dinge tun. Das ist Empowerment. Und dann können wir die Dinge richtig tun. Das ist Brillanz.

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